Hey Frosch!
Nach Jahren waren wir mal wieder in der Hauptrunde des DFB-Pokals
dabei und
das obwohl wir uns ja nur durch die Hintertür gemogelt hatten.
Aber wir
wollen uns an dieser Stelle nicht an das Endspiel in Uerdingen erinnern.
Mit dem VFL Bochum war uns auch direkt ein Bundesligist und gar
ein UEFA-Cup
Teilnehmer zugelost worden. Alle Sicherheitsbedenken hinten an stellend,
hatte man bei der Fortuna aber auf einen Umzug verzichtet, da man
glaubte,
nur im Paul-Janes-Stadion eine kleine Sensation verbringen zu können.
Trotz unserer Dauerkarten und dem damit verbundenen Verkaufsrecht
war der
Erwerb der Eintrittskarten grauenhaft, was besonders an dem Preis
von
FÜNFUNDZWANZIG Euro lag. Das wären bei unserem letzten
DFB-Pokal-Auftritt
fast schlappe 50 Mark gewesen.
Stark übermüdet erschien ich pünktlich(?) in Düsseldorf.
Das Schicksal hatte
es ja leider gewollt, dass es gewisse Überschneidungen zwischen
König
Fußball und dem 75. Geburtstag meines Schwiegervaters gab.
Nach etwa 3
Stunden Schlaf bestieg ich den Zug und reiste via Dortmund in die
Heimat.
Erstaunlicherweise stiegen in Bochum gar keine Blau-Weißen
ein, was mich ein
wenig irritierte. Meine Irritation wuchs als ich um kurz vor Drei
am
Düsseldorfer Bahnhof keinen Fortunen sah. Langsam kamen mir
gewisse Zweifel,
ob die Partie tatsächlich zu guten alten Bundesligazeiten um
15:30 Uhr
angepfiffen würde.
Die Zweifel wurden auf der Fahrt zum Stadion ausgeräumt, in
dem sie
Gewissheit wurden. Meine Hoffnung konzentrierte sich jetzt nur noch
darauf,
dass der Anpfiff wenigstens erst um 15:00 erfolgt wäre und
immerhin damit
hatte ich ja Glück.
Selbstreden war ich zwischenzeitlich in mich gegangen, um jemanden
zu
eruieren, dem ich die Schuld in die Schuhe schieben konnte, musste
aber
eingestehen, dass ich selbst der AMATEUR war. Nun gut, da es keinen
anderen
Schuldigen gab, musste ich das ganze locker und witzig nehmen.
Pünktlich um 15:10 (immerhin) erreichte ich den Bierstand und
erlebte dort
den Jubel zum 1:0.
Podzus war es wohl - die Sensation zum greifen nah.
Unter den leicht hämischen Blicken von Droll und Achen (John
war ja auf
irgendeinem Junggesellenabschied unterwegs) nahm ich Platz.
Zu meiner Überraschung entdeckte ich Matsumoto auf dem Platz,
der im
zentralen Mittelfeld spielen durfte und seine Sache gar nicht mal
schlecht
machte.
Besonders positiv fiel jedoch Lambertz auf, der einige male herrlich
an den
Bundesligaprofis vorbeimarschierte und die dabei z.T. richtig alt
aussehen
ließ.
Die Bochumer gewannen zwar zusehends die Oberhand, aber bei Kontern
wusste
die Fortuna immer wieder zu gefallen. Gut- großartige Chancen
gab es nicht
aber ein Schuss unseres Japaners und ein Eigentorversuch vom Kameruner
Ex-WM-Teilnehmer per Kopf waren durchaus erwähnenswert.
Leider kippte das Spiel in nur wenigen Minuten. Zweimal war Peter
Madsen
erfolgreich. Der Däne, der ja immerhin noch bei der EM in Portugal
zum
Einsatz kam, war zunächst aus kurzer Distanz per Kopf zur Stelle.
Per
Elfmeter, über den man leider so gar nicht diskutieren kann,
machte er dann
auch noch das 2:1.
Trotz des Rückstandes konnte das Fazit zur Halbzeit positiv
ausfallen (und
das obwohl ich die stärksten Minuten der Fortuna ja gar nicht
gesehen
hatte).
Erstaunlicherweise konnten unsere Jungs das Tempo fast mitgehen
aber der
Qualitätsunterschied im Bereich Technik trat doch schon deutlich
zu Tage.
Aber wir konnten dieses Spiel ja ohnehin nicht verlieren.
War es auf dem Feld in der ersten Halbzeit doch freundlich und
fair gewesen,
ging es vor dem Bierstand in der Pause ordentlich ab.
Ein paar echte Assis, leider Düsseldorfer, fanden Ihre Alter
Egos aus dem
Ruhrgebiet und so ergab ein grammatikalischer Fehler den anderen
und es
wurde handgreiflich.
Dabei wurden auch wir mit der ein oder anderen Bierdusche erfreut.
Naja wenn
Hartz IV mal richtig greift werden sich einige wohl zweimal überlegen,
ob
sie es sich leisten können, den teuren Gerstensaft auf diese
Art und Weise
unter die Leute zu bringen.
Doch eher behäbig mischte sich die Ordnungshüter in das
Handgemenge. Einer
der Männer ganz in Grün hat doch tatsächlich erstmal
seine Haare gerichtet
ehe er den Helm überzog.
Mehr oder weniger wurden die Gemüter beruhigt. Irgendwelche
Konsequenzen,
wie Sicherheitsverwahrung oder Ähnlichem gab es nicht.
Bei meinem anschließenden Toilettenbesuch verwickelte mich
mein
Rinnennachbar in ein kleines Gespräch. Um ganz ehrlich zu sein,
habe ich
keinerlei Bock auf irgendwelchen Small Talk auf einer Toilette -
schließlich
habe ich hier schon genug mit Kleinigkeiten zu tun.
Das schien meinen tröpfelnden Gesprächspartner nicht zu
stören. Er zeigte
sich recht angetan, von der Leistung unserer Jungs bislang. Naiv,
wie ich
bin, schlussfolgerte ich auf das Geschehen auf den Platz und gab
einen
Kurzkommentar ab, wobei sich das kurz an dieser Stelle nicht auf
eine
äußerst geringe Entfernung zum Urinal bezieht.
Meine fachliche Analyse, die im übrigen nicht viel umfassender
als ein “lief
ja gar nicht so schlecht” war, wurde beflissentlich ignoriert.
Stattdessen
wurde ich davon in Kenntnis gesetzt, was der eigentliche Kern unserer
Fortuna ist. Geradezu euphorisch rief er aus: “Nach dem Spiel
kriegen die
Bochumer noch einen auf´s Maul.” Als hätte dies
nicht schon gereicht,
gab er mir noch weitere Einblicke in sein doch relativ seichtes
Seelenleben:
“Das ist nicht assig. Das ist Fortuna. Das verstehen die Leute
nur nicht.”
Zugegebenermaßen scheine auch ich zu “den Leuten”
zugehören, da sich mir der
Sinn dieser Aussage nicht vollkommen erschlossen hat.
Zweifelsohne ist es aber schon sehr angenehm, wenn man mit solchen
Menschen
von “den Leuten” als Fan von Fortuna in einen Topf geworfen
wird.
Irgendwo zwischen peinlich berührt, angesäuert und letzendlich
auch amüsiert
über eine derart offensiv zur Schau getragenen Dummheit ging
ich wieder auf
die Tribüne.
Sportlich lief aus unserer Sicht in der zweiten Halbzeit nicht
mehr viel.
Spätestens nach dem 1:3 durch Lokvenc, kontrollierten die Bochumer
komplett
das Spielgeschehen, taten aber nicht viel mehr als nötig. Es
war aber schon
eine Demonstration.
Enttäuschen kann einen das aber jawohl nicht wirklich. Man
sollte nicht
vergessen, dass wir gerade erst in die dritte Liga aufgestiegen
sind und der
VFL Bochum sich für den UEFA-Pokal qualifizieren konnte und
mit ungefähr
sechs Nationalspielern (und richtigen - also keine aus Amerikanisch-Samoa)
antrat.
Es liegen halt (noch?) Welten zwischen uns und dem oberen Mittelfeld
der
Bundesliga.
In der 2. Halbzeit zeigte sich jedoch leider, dass unsere Plätze
in Block D
in unmittelbarer Nähe zu Block E, in dem ja auch die Gästefans
untergebracht
waren, für brisantere Partien nicht unbedingt optimal sind.
Immerhin konnten wir die Chaoten-Duelle zwischen den jeweils hirnbefreiten
Koryphäen so aus nächster Nähe beobachten. Becherwerfen,
Spucken, Rotzen,
sinnentleerte Hasstiraden - war alles dabei.
Ich bin ja nur froh, dass das gar nicht asozial ist sondern eben
Fortuna.
Langsam darf gewettet werden, wann der Verein mal eine richtig
üppige
Geldstrafe berappen darf.
Aber immerhin diesmal wurden nicht ständig Gegenstände
aufs Spielfeld
geworfen. Es wurden lieber die Blau-Weißen anvisiert. Ob das
wirklich besser
ist, scheint mir mehr als fraglich.
Der Ball ist Rund, der Pokal hat seine eignen Gesetzte und ein
Spiel
(mindestens) 90 Minuten,
in Einzelfällen, wie an diesem Tag für mich, kann so ein
Pokalfight aber
auch mal nur knapp 80 Minuten dauern. So eine Scheiße.
Die erträumte Sensation ist ausgeblieben. Eine Blamage und
Demütigung wurde
uns erspart. Unterm Strich kann man unseren Ausflug ins Profigeschehen
als
gelungene kleine Abwechslung bezeichnen, die wohl auch ein paar
Euros in die
Vereinskasse gespült hat. Schade, dass im Pokal sowohl der
Gast als auch der
DFB mitkassieren.
Ab Mittwoch ist dann wieder Schluss mit Lustig, in Berlin müssen
Punkte her.
Ich werde jetzt doch tatsächlich die nächsten 3 Begegnungen
verpassen. Das
gab es ja schon seit Urzeiten nicht mehr.
Bis zum Eröffnungsspielchen in der Arena
ANDI
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