Hey Frosch!
Selbstredend gab es im Vorfeld zu unserem erneuten Auftritt in
der nun fertigen LTU-Arena wieder kontroverse und vor allem ausufernde
Diskussionen über den erwinschen Tempel. Langsam wird es etwas
langweilig. Immer wieder die gleichen, wenn auch zum Teil richtigen
Bedenken: Preise, Sitzplätze, Kommerzialisierung, Jubelperser,
Kacke, Scheiße, Mist etc.
Nach einem kurzen Abstecher bei Burgerking am Hauptbahnhof, begaben
sich der Präsi, John, der Manager und meine Wenigkeit auf den
schönsten Teil der Abendveranstaltung: der Hinfahrt mit der
Rheinbahn. Die Anderen wollten wir vor Ort treffen. Unser hochgeschätzter
Dienstleister des öffentlichen Personennahverkehrs hatte es
löblicherweise tatsächlich geschafft den Takt deutlich
zu erhöhen, so dass wir gerade mal schlappe drei Minuten auf
dem Bahnsteig warten mussten. Während die alten Männer
John und seine Fanclubregentschaft sich gemütlich auf Sitzplätzen
lümmelten, stand das niedere Fanvolk. Die Fahrt verlief erstaunlich
reibungslos, keine Notbremse wurde betätigt, keine Tür
zerstört. Einige Leute hatten allerdings so ihre Probleme zu
erkennen, dass sie nicht mehr in die Bahn passten, drängelten
sich aber trotzdem hinein. Mit treuen Hundaugen schauten sie dann
irritiert, wenn die Tür nicht mehr schloss, dabei waren sie
doch zu etwa 17,4% ihrer Körpermasse innerhalb des Anhängers.
Ohne weiteren Hindernisse gelangten wir dann in die Arena - fast
schon langweilig.
Ca. 15 Minuten vor Anpfiff nahmen wir auf unseren Plätzen
Stellung. Neben Droll, Achen, Goofy samt Patensohn gesellten sich
auch noch meine Schwester und Freund zu uns.
Droll gab noch kurz ein paar Erlebnissberichte aus der Tsunami-Region
von sich, wo er unter Aufopferung seiner selbst, zwei bis drei Saisonarbeitskräfte
vor der Entlassung gerettet hatte.
Nur gut, dass er bei der Katastrophe an der Ostküste Thailands
weilte.
Das Länderspiel Thailand:Deutschland muss ein Erlebnis gewesen
sein, lauter vollgesoffene deutsche Hooligans mit Thai-Nutten im
Arm. Ein Düsseldorfer war wohl ganz verzweifelt und suchte
in seiner Not den Rat unseres erfahrenen Globetrotters. Sein Mädel
war ihm abhanden gekommen. Ob Droll seine Hure gesehen hätte.
Sherlock Droll fragte natürlich nach einer entsprechenden Personenbeschreibung.
Schlank und dunkelhaarig war sie wohl. Ich vermute mal, auch nicht
besonders groß und die Augen waren wahrscheinlich mandelförmig.
Ich kann mir nicht erklären, dass Droll dem feisten Freier
ob dieser Detailinformationen nicht weiterhelfen konnte.
Kurz vor Anpfiff erleichterte ich mich noch schnell in eines der
wunderschmucken Alupissoirs. Als ich in den Innenraum zurückkam,
war das gesamte Stadion aufgestanden und zollte mir Applaus. Ich
denke nicht, dass das etwas mit den einlaufenden Teams zu tun hatte.
Die Aufstellung der Bayern war schon etwas enttäuschend. Mir
Rensing und Demichelis standen da zwei Spieler auf dem Feld, die
noch nie (soweit ich weiß) ein A-Länderspiel bestritten
hatten! Was für eine Gurkentruppe. Ballack, Scholl, Lucio und
Ze Roberto nur auf der Bank, Rheuma Kai und Oalie the Goalie gar
nicht dabei. Nichts desto trotz, sah ich die Bayern leicht favorisiert.
Natürlich nur, weil die ja in der Vorbereitung schon viel weiter
sind als wir.
Fortuna begann aber erstaunlich munter und gab mit Kruse auch den
ersten Warnschuss des Tages ab. Ich freute mich aber eigentlich
schon auf die Einwechslung der Matsumotos, schließlich hatten
die Anzeigetafeln verkündet, dass Sanshiro sowohl mit der Nummer
15 als auch der 16 auf der Bank sitzen würde.
Die Hütte war ziemlich voll und da das Dach geschlossen war
handelte es sich tatsächlich um eine Hütte/Halle. Die
Temperaturen waren aber angenehm warm, so dass ich alsbald meiner
Jacke entledigte. Leider musste ich feststellen, das Die Firma Klüh-Cleaning
nicht ganze Arbeit geleistet hatte. Später sollte ich die Arena
mit ca. 3 kg Baustaub beladen verlassen. Was kann man schon von
einem Unternehmen erwarten, dass von einem ehemaligen Präsidenten
der DEG geführt wird?
Ich hatte eigentlich fast mit mehr als den knapp 45.000 Zuschauern
gerechnet - trotzdem eine stolze Zahl für ein Freundschaftsspiel
mitten in der Woche.
Einer war aber nicht dabei oder wenigstens kam er nicht zu Wort
- the voice Bierbaum. Er schmollte, da man ihn nicht die Alleinherrschaft
über die Abendmoderation überlassen hatte, wollte er nun
gar nicht mehr. So durften wir den Schmalzsäusler Christian
Zeelen von Antenne Düsseldorf ertragen- ein richtiger Lilalaune
Bär. Ich hatte es nicht für möglich gehalten - aber
Dieter kann ansagetechnisch unterboten werden. Der selbstgefällige
Bierbaum, bei dem der Name schon seit Jahren das einzig coole ist,
ist ja schon nur schwer verdaulich - aber dieser Privatradiojockey...
Amüsant fand ich aber Bieris enttäuschte Äußerung
im Express von heute. Er sähe keine Perspektive mehr für
ihn, wo wollte er denn perspektivisch hin? Über Rheinstadion,
Flinger Broich und Arena zu einer eigenen Fernsehshow? Ich finde,
dass sich das Worte Perspektive nicht mit der Tätigkeit als
Spielstandszähler kombinieren läßt.
Aber zurück zum Geschehen, Fortuna machte das 1:0, wahrscheinlich
in jedem anderen Paralleluniversum. Nur in unserem traf Marcel Podzus
aus ca. 3,63m (MUTTERSEELENALLEINE) die Latte. Schade ist wirklich
gar kein Ausdruck - aber ein anderer mit sch würde ganz gut
passen. Mein Kollege erzählte mir heute, dass der Ball aber
viel schwierige gewesen sei, als es ausgesehen hätte, die Hereingabe
hatte enormen Drall und das Leder sei total versprungen. Massimo
Morales hat sich wohl gemütlich zurückgelehnt und sich
auf die Schulter geklopft, die Suspendierung war richtig. Obwohl
ich das anders sehe, hätte es 1:0 heißen müssen.
Irgendwie wurde ich an einen glorreichen Auftritt meinerselbst bei
einem unsäglichen Uniturnier erinnert. Aus erheblich kürzerer
Distanz drosch ich den Ball seinerzeit schätzungsweise 8 Meter
ÜBER den Kasten und der blieb dann auch noch in einem Baum
hängen, das nenne ich gekonnt, nicht dieses stümperhafte
Lattentouchieren.
Wie sagte schon Sepp Herberger oder ein andere debiler Fußballphilosoph:
Wenn man sie vorne nicht macht, bekommt man sie hinten rein. Oder
stammt dieses Zitat doch von Rudi Mooshammer?
Es kam wie es kommen musste - bei der ersten Ecke für Bayern.
Laut Anzeigetafel erzielte Claudio Pizarro das 0:0! Leider war es
wohl doch eher das 0:1, welches auch von den beiden immer noch auf
der Bank schmorenden Matsumotos nicht verhindert werden konnte.
Viele Augenzeugen schwören Uli Stein und Uwe Bein, dass da
ein bayerisches Händchen im Spiel war, ich kann das nicht beurteilen.
Fortuna war aber keineswegs entmutigt. Couragiert und engagiert
hielten unsere Jungs dagegen. Das Laufpensum der Fortunen überstieg
das der doch arg lustlos wirkenden Münchner um ein Vielfaches.
Sicher konnte man die riesigen technischen Unterschiede sehen -
aber vieles wurde durch Einsatz weggemacht. Leider wurden die Flanken
wiedereinmal viel zu planlos in den Strafraum gebracht. Arena Gustav
hatte aber per Kopf eine gute Möglichkeit für uns. Vom
Rekordmeister wurde uns weiterhin wenig geboten.
Und im Gegensatz zum 1.FC Köln am Sonntag, machten wir unser
Tor dann doch noch.
Wie schrieb eine Zeitung heute so schön, Tobias Rau zeigte,
warum die Bayern ihn loswerden wollen. Exemplarisch deutete er dieses
Vorhaben auch beim Ausgleich an. Ich weiß nicht, ob Andi Lamberz
überhaupt bemerkt hat, dass sich ihm der blondschöpfige
Ex-Wolfsburger in den Weg stellen wollte, er überrannte ihn
aber quasi problemlos und legte dann auch noch gekonnt quer auf
Mayer, dem der Weg durch den Pfosten versperrt war und somit nicht
mehr ausweichen konnte - der Ausgleich, der die Arena zwar nicht
gerade zum Kochen brachte aber doch die Stimmung erhöhte.
Kurz vor der Pause prüfte Njdeng mit einem Schuss aus spitzen
Winkel ins kurze Eck noch Kahn-Vertreter Rensing.
Hut ab, die erste Halbzeit war wesentlich besser, als ich befürchtet
hatte und das Unentschieden mehr als verdient. Der Tag für
uns und Verein eigentlich bereits gerettet.
Felix Magath tauschte in der Pause etwa 2/3 des Teams aus, es kamen
ausschließlich Nationalspieler, so dass Rensing nun der einzige
Nichtinternationale im Starensemble war.
Weidemann tauschte erstaunlicherweise nicht und man merkte mit
zunehmender Spieldauer, dass der hohe Aufwand des Fortunaspiels
seinen Tribut kostete. Die Müdigkeit war den einzelnen Akteuren
deutlich anzumerken, so mal die Bayern den Druck nun auch etwas
erhöhten.
Aber bis zur 60. Minute war es wirklich gut.
Doch Lucio, Pizarro und Ballack per Elfmeter sorgten dann für
deutliche Verhältnisse. Mittlerweile war auch bei Fortuna ordentlich
durchgemischt worden, was nicht unbedingt zu einer Verbesserung
führte. Die Jungs (scheinbar auch die gerade erst eingewechselten)
wirkten total platt.
Das 1:5 durch einen sehenswerten Freistoß von Mehmet Scholl
war aber dann des Guten doch ein wenig zuviel.
1:3 oder 2:4 wären passende Resultate gewesen - aber am Ende
ist das Ergebnis doch zweitrangig. Die Mannschaft hat sich gut vor
dem Publikum und auch live bei DSF verkauft, das Ziel des Abends
ist definitiv erreicht worden.
Dir Rückfahrt per Bahn war dann nicht ganz so erfreulich wie
die Hinreise. Wie schon beim letzten Arena Spiel gegen Berlin, waren
Droll und Co. ohne weitere Erklärung verschwunden, John hatte
wohl noch gesagt, sie gehen kurz auf die Toilette und dann könne
man gen Altstadt aufbrechen. Also warteten wir und warteten. Nach
ca. 15 Minuten schaute ich dann doch mal auf dem Klo nach und stellte
wenig überrascht fest, dass die Herrschaften bereits entschwunden
waren.
Die Bahnsteige an der Haltestelle waren üppig gefüllt
und leider hatte offenbar ein Zug am Freiligrathplatz gewisse Schwierigkeiten
mit einer defekten Tür, die wahrscheinlich von ganz alleine
kaputt gegangen war. Aber die Rheinbahn hatte von der letzten Kirmes
extra einen Marktschreier verpflichtet, der die Menge mittels LaOla
und ähnlichem Schnickschnack unterhalten wollte. Ich fand,
dass eigentlich ganz witzig - andere weniger, wie ich heute im Difo
gelesen habe.
Nach unzähligen Minuten erreichten auch wir die Altstadt und
tranken noch ein zwei Absacker im Schlüssel, Gerüchten
zur Folge sollen die Jungs im Füchschen gewesen sein, wir hatten
aber keine große Lust noch quer durch die Altstadt und wieder
zurück zu pilgern.
Nach einer Kurzanalyse des Spiels und einer längeren der Gesamtsituation
des Vereines, neigte sich der Abend. Der Präsis und ich konnten
uns nicht ganz einigen, was wir denn jetzt wirklich von der Arena
halten sollen.
Von der fast schon romatischen alten Fußballzeit bleibt in
so einer Multifunkionsarena nicht mehr viel übrig. Ich weiß
aber auch nicht, ob ich immer noch genügend Bock auf diese
z.T. doch etwas verklärten Sentimentalitäten habe. Ich
muss zugeben, dass ich gemütlich geworden bin und mittlerweile
sensibler auf Kälte und Nässe reagiere - natürlich
ein Armutszeugnis - aber so ist es nunmal. Vielleicht ist meine
sinkende Bereitschaft zur Selbstkasteiung auch durch die miserablen
Leistungen der Fortuna in den letzten Jahren zurückzuführen,
ich weiß es nicht.
Ich brauch noch ein paar Spiele in der Arena, um mir eine klare
Meinung bilden zu können. Wie ich aber schon nach dem Union-Spiel
sagte, ist die ganze Atmosphäre in dem Teil noch etwas irreal
und erinnert stark an ein Computerspiel.
So länger ich darüber nachdenke, vielleicht habe ich
auf Dauer doch mehr Spaß an lästigen Wetterkapriolen
als an einer relativ sterilen, gesichtslosen, modernen Fußballwelt
- noch kann ich es ab nicht abschließend beurteilen.
Wir können aber ja ohnehin nicht entscheiden, wie es weitergeht
und es gibt in mittelfristiger Zukunft wahrscheinlich nur zwei Alternativen:
1. oder 2. Bundesliga in der Arena - oder Nostalgie in den Niederungen
der Amateure, dann vielleicht auch unter neuem Namen, nachdem die
der alte Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 e.V.
Insolvenz anmelden musste.
Gruß
ANDI
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