Hey Frosch!
Es ist passiert. Fortuna hat mal wieder gewonnen. Die Bielefelder
Amateure wurde aus dem Flinger Broich geschossen. Die Mannschaft
hat Charakter gezeigt, wie der Trainer Charakter gezeigt hat.
So oder so ähnlich lautete eines der Statements unseres Aufstiegstrainers.
Ich könnte kotzen, wie selbstherrlich kann man eigentlich sein.
Der Sieg gegen Bielefeld blieb mir erspart, was mir aber berichtet
wurde, läßt mich aber auch in keinster Weise an einen
Umschwung glauben. Korrigiere mich, wenn ich was falsches sage,
aber das Gekicke vom letzten Samstag war laut Augenzeugen indiskutabel
und spielerisch maximal der Abstiegszone der Oberliga entsprechend.
Glücklicherweise hatte man endlich und nach langem suchen einen
noch schwächeren Kontrahenten gefunden.
Trotzdem war der Sieg natürlich immens wichtig, um den Anschluss
ans Mittelfeld nicht vollends zu verlieren. Trotzdem hat der Sieg
einen sehr faden Beigeschmack, der (charakterstarke - würg)
Trainer darf weiter wurschteln.
Mit dieser durchweg positiven Grundeinstellung fuhr ich nach Dortmund.
An diesem nasskalten Abend kroch außer mir nur noch John von
den ALTsTARS hinter seinem Ofen hervor.
Aus nicht nachzuvollziehenden Gründen fand die Begegnung nicht
in der Roten Erde sondern im Westfalenstadion statt, vor etwa 80.000
leeren Plätzen.
Als wir ankamen (und wir kamen relativ früh an), verloren
sich vielleicht hundert Leute in dem beeindruckenden Bau.
Ich war schon seit Jahren nicht mehr hier. Sämtlichen Begegnungen
gegen die gelb-schwarzen Amateure an dieser Stelle blieb ich fern.
Meine Entschuldigungsgründe waren aber bestimmt immer triftig
- keine Lust etc. Meine Erinnerungen an diese selbsternannte Kathedrale
des deutschen Fußballs sind aber auch nicht durchweg positiv.
Meistens hagelte es hier herbe Niederlagen, 0:3 und 0:4 mahnt an
dieser Stelle mein Unterbewusstsein. Aber auch ansonsten hatten
die ALTsTARS ein ziemlich gestörtes Verhältnis zu dieser
Arena.
Ich erinnere nur an den Präsi, der in geistiger Umnachtung
seinen Schlüssel gemeinsam mit seinem Altglas entsorgte und
sich während des Spiels auf den Weg machte, um in wachsender
Panik sämtliche Schrebergärten der Umgebung abzusuchen.
Auf wundersamer Weise wurde er ja immerhin und tatsächlich
fündig.
Droll, der sich auf dem Weg zur Toilette verirrte und sich plötzlich
außerhalb des Stadions befand und nur sehr mühselig die
Ordner von einem erneuten Einlass überzeugen konnte und nicht
zuletzt meine Wenigkeit.
Ich denke mit grausen an jenen Samstag Nachmittag, es war wohl der
04. November 1995, zurück. Im Vorverkauf hatten wir Karten
erworben und machten uns mit dem Regionalexpress auf nach Dortmund.
Praktischerweise war das Ticket auch für die Bahn gültig.
Ich erinnere mich noch in Fragmenten wie wir uns im überfüllten
Zug aufwärmten mit dem reichlich mitgenommenen Bier.
Im Westfalenpark angekommen wurde nochmals an den Ständen nachgelegt.
Gegen 15:00 Uhr wollten wir dann ins Stadion. Mit zittrigen Fingern,
über die ich die vollständige Kontrolle mittlerweile verloren
hatte, versuchte ich die Eintrittskarte aus meiner Hosentasche zu
ziehen. Sie war nur leider nicht mehr da, wo sie sein sollte. Offensichtlich
hatte ich das Scheißding verloren. Im Gegensatz zum Präsi
ein paar Jahre später wurde ich selbstredend nicht mehr fündig.
Da die Karte auch mein Ticket für die Rückfahrt war, sah
ich mich mehr oder weniger gezwungen, mich dem Schwarzmarkt zu opfern.
Für verhältnismäßig günstige 35 DM wurde
ich der erstaunlich wenig stolze Besitzer eines neuen bunt eingefärbten
Stückes Papier, welches mir die Zugangs- und auch Rückreiseberechtigung
verschaffte. Es hätte auch noch teurer werden können.
Inklusive der mir untreu gewordenen Erstausgabe dieses Stadionöffners
durfte ich schlappe 50 DM berappen. Als für mich damals noch
realexistierenden ordentlichen Studenten war das gelindes gesagt
eine ganze Menge. Heute im Arenazeitalter kann man ja über
25 nur noch traurig lächeln. Das Spiel endete übrigens
3:0 für den BVB. Ein gelungener Tag.
Es ist langsam auffällig, dass ich gerade in dieser Saison
in meinen Berichten immer wieder und ausufernder von alten Zeiten
berichte, auch damals haben wir ständig verloren - aber in
der Bundesliga.
Also wieder zurück in die Regionalliga und den Kühlschrank
Westfalenstadion. Nach und nach kamen die "Massen" ins
Stadion, ohne dieses zu füllen.
Beim BVB durfte Lars Ricken mitturnen. Es ist nicht etwa im Aufbautraining,
wie weiland Jens Nowotny bei den kleinen Lverkusenern, sondern wird
momentan tatsächlich nicht mehr oder kaum noch in der ersten
Mannschaft berücksichtigt. Was für ein Abstieg, vom Senkrechtstarter,
Torschützen im Champions League Finale und Nationalspieler
abgestürzt und nicht mehr 1. Wahl bei einem unterdurchschnittlichen
Bundesligaverein. Wäre er doch mal zur Fortuna gekommen, den
hätten wir auch kleingekriegt.
Überhaupt was müssen sich die Fans des BVB`s heutzutage
so alles anhören, jetzt werden sie zwanghaft Zeuge, wenn die
kleinen Düsseldorfer singen "Wenn wir wollen, kaufen wir
Euch auf". Mein Mitleid hält sich in Grenzen, besonders
da deren 2. Mannschaft doch der klare Favorit gegen uns war.
Entgegen meiner Erwartungen entwickelte sich aber ein durchaus
offenes Spiel und mit zunehmender Dauer, erspielte sich unsere Fortuna
tatsächlich ein leichtes Übergewicht. Das Wort "erspielte"
darf dabei nur ansatzweise in seiner reinsten Bedeutung verstanden
werden. Aber immerhin, wenn auch alles andere als Glanz versprüht
wurde, die Fehlpassquote war geringer als in den letzten Wochen,
was für eine Steigerung....
Nicht unverdient fiel nach der Pause das 1:0 für uns, Frank
Meyer hatte nach einer Ecke mit irgendeinem Körperteil die
Führung markiert.
Die Dortmunder hatten jetzt mehr vom Spiel, was ja quasi in der
Natur der Dinge liegt, ein paar Kontergelegenheit wurden leider
nicht genutzt, wobei wir auch hier größtenteils von absoluten
Peinlichkeiten verschont blieben.
Als ich langsam an einen Erfolg glaubte, gab es einen (berechtigten)
Freistoß für Dortmund, soweit so schlecht. Obligatorisch
mäkelte der ohnehin sehr schwache Schiri an der Mauer rum.
Alle warteten darauf bis Nulle zur Zufriedenheit der Eminenz die
Abwehr postiert hatte, alle bis auf einen: David Solga, seines Zeichens
Freistoßschütze der kleinen Borussen. Der schob den Ball,
wie Pasini bei der Arenaeröffnung einfach ins Netz. Diesmal
GALT das Tor aber.
Wie wir damals gelernt haben, muss ein direkter Freistoß nicht
freigegeben werden, der Schütze muss aber die beschleunigte
Führung anzeigen. Scheinbar hatte der Schiri auch hinten Augen.
Beschiss ist vielleicht ein zu großes Wort aber ein fader
Beigeschmack bleibt.
Trotz einiger Gelegenheiten auf beiden Seiten blieb es bei diesem
Ergebnis und wenn man ehrlich ist, war das auch das gerechte Resultat
eines durchschnittlichen Spiels, welches in Punkto Tristes aber
von den äußeren Umständen noch weit in den Schatten
gestellt wurde.
Für unsere momentane Lage war dies ein Superspiel. Die Mannschaft
hat zwar nicht überzeugt aber auch nicht wie zuletzt total
enttäuscht.
Ohnehin kommt das Team in meinen diesjährigen Berichten, wie
ich finde, noch relativ glimpflich weg. Trotzdem sollte sich jeder
der Spieler mal fragen, was er eigentlich so größtenteils
abliefert, hätte man wenigstens immer die Einstellung des heutigen
Tages gehabt, wären wohl einige Punkte mehr auf dem Konto.
Ich denke die Spieler wollen nicht mehr mit Morales arbeiten und
da man (abgesehen von meiner wachsenden Antipathie gegen Massimo)
nicht die ganze Mannschaft rauswerfen kann, muss jetzt langsam mal
der Trainer dran glauben. Nur wird der dieser nach diesem Ergebnis
wohl wieder fester im Sattel sitzen.
Wenn das Trainerproblem endlich gelöst ist, muss man sich
aber auch über andere Dinge unterhalten und dazu gehört
auch die Berufsauffassung der Mannschaft.
Gruß
ANDI
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