Hey Frosch!
Im Hinblick auf die Leistungen der jüngsten Vergangenheit
stand endlich der letzte Spieltag auf dem Programm.
Der Verein hatte eine Saisonabschlussparty angekündigt und
da ließ es sich natürlich der Präsi nicht nehmen
zum wiederholten Male in der alten Heimat zu erscheinen, schließlich
konnte er sich die reduzierten Bierpreise nicht entgehen lassen.
Nach vier Bier hatte man ja quasi eins umsonst. Meinem Zustand am
nächsten Tag nach zu urteilen, haben wir wirklich eine Menge
Gratisgetränke konsumiert.
Neben uns Dauerkartenbesitzern und dem Präsi war auch Porky
erschienen, so dass es in unserer Reihe etwas voller wurde als sonst
üblich.
Die Meisterschaft für uns war ja nur noch theoretischer Natur,
da man nicht erneut von Solinger Schützenhilfe ausgehen konnte,
die haben schließlich schon genug für uns getan.
So lag es letztlich nur an unserem Gegner, dass es kein absolutes
Spiel um die goldene Ananas werden sollte.
Germania Ratingen stand nämlich auf einem Abstiegsplatz, das
rettende Ufer war jedoch noch in Sichtweite.
Die ruhmreiche Vergangenheit unserer Nachbarstadt scheint vorbei.
Schließlich durften hier solche Größen wie Olaf
K., Kalle Keucher und Sillie S. (um nur einige zu nennen) ein mehr
oder weniger geeignetes Umfeld zum Heranwachsen als nützliches
Mitglied der Gesellschaft genießen.
Schade, dass es nicht alle geschafft haben.
Die Spieler der Germanen taten jedenfalls alles, um sich beim Düsseldorfer
Publikum bliebt zu machen. So entrollten sie ein Glückwunschtransparent
zum Aufstieg und warfen einige Fanfreundschafts-Schals in die Blöcke.
Wahrscheinlich hatte Morales diese Nettigkeiten geahnt und schickte
eine Mannschafts aufs Feld, deren bloßes erscheinen auf dem
Spielberichtsbogen bereits klar machte, dass Fortuna nicht der Favorit
für diese Partie sein wird.
Die Begegnung kann man schnell zusammenfassen. Ratingen zunächst
bemüht mit klitzekleiner optischer Überlegenheit aber
harmlos, Fortuna lustlos, aber kurz vor der Pause machte Lorenzón
per Elfer noch das 1:0 und Sesterhenn hätte beinahe gar noch
das 2:0 gemacht, das fiel dann aber im zweiten Abschnitt durch Eyüboglu
per schönem Freistoß, Ratingen fiel noch mal auf, indem
einer fiel und der Schiri einen unberechtigten Elfer pfiff, der
wurde dann auch prompt verwandelt, allerdings war der Ball noch
nicht freigegeben oder sonst irgendwas, Fakt der Elfer wurde wiederholt
und diesmal hielt Deuß den Ball, gegen Ende wurde noch Zeyer
eingewechselt und mit stehenden Ovationen gewürdigt, ein/zwei-mal
hätte er auch sein Karriereende mit einem Törchen krönen
können, dies blieb ihm aber verwert, stattdessen legte er mustergültig
auf Sankharé auf, der sein erstes Tor für Fortuna machte,
an seinem bösen Blick in Richtung Tribüne hätte man
bereits erahnen können, dass es auch sein letztes für
uns w
ar, 3:0 Ende aus und fast alles gut, natürlich hatte Velbert
gewonnen und wir wurden Zweiter, Ratingen stieg leider ab, dabei
hätte denen ein Unentschieden, dass uns ja auch nicht mehr
weh getan hätte, gereicht.
Das war wohl der längste Satz in den diesjährigen Spielberichten
- dafür aber wie gewohnt grammatikalisch und interpunktionstechnisch
völlig falsch.
In aller Ruhe konnten wir uns jetzt nach dem mäßig aufregendem
Spiel der Abschlussfeier zuwenden.
Mit großen Augen gingen die Jungs an der Hüpfburg vorbei,
es konnte sich allerdings keiner dazu durchringen, ein Tänzchen
auf ihr zu wagen. So blieb doch das Männerkarussell - auch
Bierstand genannt erste Attraktion für uns. Droll und Achen
machten hier ob eines harten Wochenendes und morgigen Arbeitstages
relativ früh schlapp. Wir anderen hatten da schon ein größeres
Durchhaltevermögen, auch wenn wir auf die Dauer immer weniger
wurden, so dass am Ende nur noch der Präsi und ich übrigblieben.
Biertechnisch standen wir aber auch noch zu zweit noch mehr als
unseren Mann, was sich nicht restlos positiv auf unsere Konstitution
auswirkte...
Nach einer mäßig talentierten Band, durfte nochmal die
Mannschaft auf die eigens aufgestellte Bühne und wurde von
Fans und Laber-Dieter gefeiert. Erstaunlicherweise erhielt dabei
Fregene den größten Jubel der Massen.
Danach wurden die Spieler den hungrigen Autogrammjägern und
Hobbyfotografen zum Fraß vorgeworfen.
Auch wir entwickelten dabei eine erstaunliche Energie, die uns neutrale
Beobachter wohl kaum mehr zugetraut hätten. Man könnte
sagen wir grinsten uns neben den Kickern fast in einen Rausch und
kaum einer war mehr sicher vor uns. Da wurde nicht viel fehlerlesen
gemacht, wer nicht bei drei auf den Bäumen war, durfte sein
Sonntagslächeln in unsere Linse halten und unseren alkoholgeschwängerten
Atem ertragen. Der Präsi befehligte das niedere Volk, ihn und
mich im Dunstkreis der Aufstiegsheroen abzulichten, bei der Auswahl
seiner Diener war er dabei nicht wählerisch, so dass es auch
zu der einen oder anderen Irritation kam. Und ich sachte noch: "Nicht
der, der gehört doch dazu." - aber da hatte der Präsi
seine geliebte Digi bereits an unseren Co-Trainer Uwe Klein weitergereicht,
der auch etwas belämmert dreinblickte. Gekonnt überspielte
der Präsi seinen Faupax und lud uns Uwe mit auf das Bild und
ließ Tytas Frau, Freundin oder Geliebte (oder was auch immer)
die Ehre.
Warum der Präsi unbedingt mit einer äußerst naturnah
blondierten Ordnerin abgelichtet werden wollte, war mir bereits
im ansehnlich angeheiterten Zustand ein Rätsel, hab` aber mal
lieber nicht nach dem tieferen Sinn gefragt.
Unser Rückfall in Kindertage war ja schon irgendwie peinlich
- aber wir hatten den Boden noch nicht erreicht. Mittlerweile leicht
torkelnd wurde der Bierstand aufgesucht, diesmal war allerdings
nicht die weitere Zufuhr von Alkohol das Ziel - sondern unsere oder
besser Drolls holde Bedienung.
Glücklicherweise hatte ich genau ein Bier zu wenig oder schon
zu viel getrunken, um die Gute verbal von Drolls Vorzügen zu
überzeugen, an den sie sich mit 95-promilliger Wahrscheinlichkeit
(vielleicht - eventuell) auch erinnern kann und von dem sie sicher
eh schon nachts träumt.
Nach einem kurzen Gespräch mit Pico Niestroj, in dem er eine
leichte Beunruhigung bezüglich der anstehenden Vertragsverlängerung
ausstrahlte (heute wissen wir ja leider mehr), war der Tag dann
endlich fast vorbei. Wir torkelten gen Heimat. Keine Ahnung, was
wir die ganze Zeit gemacht haben, aber es war in der Tat bereits
22:00 Uhr.
Als ich so auf der Couch dahindarb und mich dem amüsierten
Spott Julias aussetzte, die meine eingeschränkte Artikulationsfähigkeit
und kaum mehr vorhandene Motorik irgendwie witzig zu finden schien,
klingelte nochmal mein Handy.
Es war der Präsi, der mich fröhlich aus meiner alten Heimat
Wittlaer grüßte. Der Vereinsvorstand war wenn überhaupt
in nur unwesentlich besseren Zustand als ich. Er war jedenfalls
in der U79 eingepennt und nicht in Kaiserswerth ausgestiegen und
erst vom Schaffner an der Endhaltestelle geweckt worden. Nur ein
Glück, dass die Bahn nicht bis Duisburg durchfuhr.
Wenn die Mannschaft in der nächsten Saison den Einsatz, den
Kampfeswillen, die Härte zu sich selbst, die Kondition, die
Technik, den Mut und nicht zuletzt die fußballerische "Intelligenz",
die wir an diesem finalen Spieltagabend an den Tag legten, zeigt,
ist der Durchmarsch in die zweite Liga kein Problem. Allerdings
wird dies unseren Kickern wohl kaum gelingen, denn wir haben die
Latte schon verdammt hoch gelegt.
Gruß
ANDI
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